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U 878

Aus U-Boot-Archiv Wiki

U 877 ← U 878 → U 879

Typ: IX C/40
Bauauftrag: 02.04.1942
Bauwerft: Deschimag AG Weser, Bremen
Baunummer: 1086
Serie: U 877 - U 882
Kiellegung: 16.06.1943
Stapellauf: 06.01.1944
Indienststellung: 14.04.1944
Kommandant: Johannes Rodig
Feldpostnummer: M - 00 518

DIE KOMMANDANTEN

14.04.1944 - 10.04.1945 Kapitänleutnant Johannes Rodig

FLOTTILLEN

14.04.1944 - 31.01.1945 Ausbildungsboot 4. U-Flottille
01.02.1945 - 10.04.1945 Frontboot 33. U-Flottille

ERPROBUNG UND AUSBILDUNG

14.04.1944 - 16.04.1944 Bremen Ausrüsten und Einräumen des Bootes.
20.04.1944 - 29.04.1944 Kiel Erprobungen beim UAK.
02.05.1944 - 07.05.1944 Kiel Umballasten bei den Deutschen Werken.
10.05.1944 - 11.05.1944 Sonderburg Abhorchen bei der UAG-Schall.
12.05.1944 - 12.05.1944 Stettin Meldung bei der 4. U-Flottille.
14.05.1944 - 17.05.1944 Swinemünde Flakausbildung.
18.05.1944 - 24.05.1944 Danzig Erprobungen beim UAK.
26.05.1944 - 31.05.1944 Pillau Hafenausbildung bei der 19. U-Flottille.
02.06.1944 - 04.06.1944 Hela Frontausbildung bei der AGRU-Front.
05.06.1944 - 08.06.1944 Danzig Reparaturen im Dock der Holmwerft.
09.06.1944 - 25.06.1944 Hela Frontausbildung bei der AGRU-Front.
26.06.1944 - 28.06.1944 Gotenhafen Hafenausbildung.
29.06.1944 - 10.07.1944 Pillau Vortaktische Ausbildung bei der 27. U-Flottille.
11.07.1944 - 12.07.1944 Pillau Erprobungen beim TEK.
13.07.1944 - 24.07.1944 Pillau Waboübungen bei der 26. U-Flottille.
27.07.1944 - 08.08.1944 Gotenhafen Taktische Ausbildung bei der 27. U-Flottille.
11.08.1944 - 23.12.1944 Kiel Restarbeiten und Einbau einer sogenannten Schnelltauchback sowie
einer Schnorchelanlage bei den Deutschen Werken.
24.12.1944 - 30.12.1944 Kiel Schnorchelerprobungen und Flakausbildung.
01.01.1945 - 29.01.1945 Kiel Erprobungen des GHG und beim NEK. Ausrüstung.

DIE UNTERNEHMUNGEN

VERLEGUNGSFAHRT
30.01.1945 - Kiel → → → → → → → → → 02.02.1945 - Horten

U 878, unter Kapitänleutnant Johannes Rodig, lief am 30.01.1945 von Kiel aus. Das Boot verlegte von Kiel nach Horten. Am 02.02.1945 lief U 878 in Horten ein. Dort wurden Schnorchelübungen im Oslofjord durchgeführt.

Chronik 30.01.1945 – 02.02.1945: (die Chronikfunktion für U 878 ist noch nicht verfügbar)

30.01.1945 - 31.01.1945 - 01.02.1945 - 02.02.1945

1. UNTERNEHMUNG
09.02.1945 - Horten → → → → → → → → → 10.02.1945 - Kristiansand
11.02.1945 - Kristiansand → → → → → → → → → 20.03.1945 - St. Nazaire

U 878, unter Kapitänleutnant Johannes Rodig, lief am 09.02.1945 von Horten aus. Nach Ergänzungen in Kristiansand, operierte das Boot im Nordatlantik und führte dabei einen Nachschubtransport für St. Nazaire durch. Schiffe konnten auf dieser Unternehmung nicht versenkt oder beschädigt werden. Nach 39 Tage, lief U 878 am 20.03.1945 in St. Nazaire ein.

Chronik 09.02.1945 – 20.03.1945:

09.02.1945 - 10.02.1945 - 11.02.1945 - 12.02.1945 - 13.02.1945 - 14.02.1945 - 15.02.1945 - 16.02.1945 - 17.02.1945 - 18.02.1945 - 19.02.1945 - 20.02.1945 - 21.02.1945 - 22.02.1945 - 23.02.1945 - 24.02.1945 - 25.02.1945 - 26.02.1945 - 27.02.1945 - 28.02.1945 - 01.03.1945 - 02.03.1945 - 03.03.1945 - 04.03.1945 - 05.03.1945 - 06.03.1945 - 07.03.1945 - 08.03.1945 - 09.03.1945 - 10.03.1945 - 11.03.1945 - 12.03.1945 - 13.03.1945 - 14.03.1945 - 15.03.1945 - 16.03.1945 - 17.03.1945 - 18.03.1945 - 19.03.1945 - 20.03.1945

2. UNTERNEHMUNG
06.04.1945 - St. Nazaire → → → → → → → → → 10.04.1945 - Verlust des Bootes

U 878, unter Kapitänleutnant Johannes Rodig, lief am 06.04.1945 von St. Nazaire aus. Das Boot operierte im Nordatlantik. Schiffe konnten nicht versenkt oder beschädigt werden. Nach 4 Tagen wurde U 878 selbst, von britischen Kriegsschiffen versenkt.

Chronik 06.04.1945 – 10.04.1945:

06.04.1945 - 07.04.1945 - 08.04.1945 - 09.04.1945 - 10.04.1945

DIE VERLUSTURSACHE

Boot: U 878
Datum: 10.04.1945
Letzter Kommandant: Johannes Rodig
Ort: Nordatlantik
Position: 47°35' Nord - 10°33' West
Planquadrat: BF 4186
Verlust durch: Squid
Tote: 51
Überlebende: 0

U 878 wurde am 10.04.1945, im Nordatlantik westlich von St. Nazaire, durch Squid-Treffer des britischen Zerstörers HMS VANQUISHER (D.54) und der britischen Korvette HMS TINTAGEL CASTLE (K.399) versenkt. Das Boot befand sich am Geleitzug ONA-265 zu deren Geleitsicherung die Kriegsschiffe gehörten.

Versenkungsbericht von U 878 nach einem Bericht von Arnold Timmermann:

Die Korvette HMS TINTAGEL CASTLE nahm ihre Position im Geleitzug wieder ein, nachdem sie ein Unterwasserziel ohne Ergebnis verfolgt hatte. Am Abend vom 10. April 1945 um 21:45 Uhr stand die HMS TINTAGEL CASTLE etwa 13 sm östlich vom Geleitzug ONA-265. Der Zerstörer HMS VANQUISHER meldete die Sicht eines Schnorchels und Sehrohrs von einem U-Boot. Die HMS VANQUISHER eröffnete das Feuer, worauf das U-Boot tauchte. Bald darauf wurde das Boot von der HMS VANQUISHER durch Ultraschall geortet und mit Wasserbomben, die in einer Serie von 10 Stück: 2 nach links, 3 nach rechts, zwei an der linken und 2 an der rechten hinteren Ecke des Schiffes hydraulisch oder per Hand entriegelt wurden, angegriffen. Es folgte ein Standardverfahren, welches auf einer 360 Grand Wende um das Zielgebiet bestand. Der Ultraschallkontakt ging dabei nicht verloren, aber man konnte Erfolg und Mißerfolg genau beobachten. Die HMS VANQUISHER lief dabei volle Fahrt (24 Knoten) um dem neuen deutschen akustischen Torpedos Z-5 (Zaunkönig kein Ziel zu bieten. Die HMS TINTAGEL CASTLE bekam den Befehl, die HMS VANQUISHER zu unterstützen und erreichte sie in etwa 40 Minuten.

In dieser Zeit warf die HMS VANQUISHER noch zwei Mal je 10 Wasserbomben in unterschiedlicher Tiefe. Der Kontakt mit dem U-Boot ging verloren und ein sichtbarer Erfolg zeigte sich nicht an der Wasseroberfläche. Die HMS VANQUISHER suchte weiter mit Ultraschall und hatte Erfolg nach ca. 15 Minuten. Sie führte die HMS TINTAGEL CASTLE, die mit den neusten Abwehrwaffen, den sogenannten Squid ausgerüstet war, durch Angabe von Kurs und Entfernung zum U-Boot. Innerhalb von 19 Minuten hatte die HMS TINTAGEL CASTLE ein schwaches Echo vom Ziel. Die HMS VANQUISHER hatte ein starkes Echo und ermöglichte es der HMS TINTAGEL CASTLE durch Übermittlung von Daten um 23:17 Uhr auf einem Kurs von 50 Grad und einer Entfernung von 1300 yrads = ca. 1200 m, festen Kontakt zu Ziel aufzunehmen. Die Geschwindigkeit wurde auf 6 Knoten reduziert, um bei 1000 yards = ca. 900 m, den Angriff einzuleiten. Das U-Boot bewegte sich langsam nach rechts. Alle Ortungsgeräte der HMS TINTAGEL CASTLE wurden sorgfältig abgeglichen. Wir näherten uns dem U-Boot auf 800 yards = ca. 700 m mit einer aus den Instrumentenanzeigen geschätzten Tiefe von 700 Fuß = 220 Metern. Die Entfernung wird kleiner, 600 yards = 550 Meter - die Tiefe vom U-Boot stabilisiert sich auf 600 Fuß = 190 Meter. Die HMS TINTAGEL CASTLE hat einen mittleren Kurs von 88 Grad und hat sich 9,5 Minuten nach der ersten Kontaktaufnahme bis auf 400 yards = 320 Meter dem Ziel genähert. Das U-Boot schleicht mit 3 Knoten = 5 km/h auf einem Kurs von 100 Grad durch die See. Der Squid wird abgefeuert: Warten !

Nach 28 Sekunden explodieren die Bomben - gefolgt nach ca. 1 Minute von einer lauten, gedämpften Explosion - der nach 20 Sekunden eine zweite, aber lautere Explosion folgte. Der Zerstörer HMS INMAN (K.571) stand zu der Zeit 5 Meilen = 9 Kilometer vom Kampfgebiet entfernt und zeichnete die Folge der Explosion auf. Die HMS VANQUISHER bestätigte auf Anfrage, keine Bomben geworfen zu haben. Fünf Minuten später hatten wir wieder Kontakt zu dem U-Boot - Entfernung 500 yards = 450 Meter - Richtung 290 Grad. Ein zweiter Angriff wurde vorbereitet. Wir hörten Rassel- und Pfeifgeräusche vom U-Boot, das nun in 300 Fuß = 95 Meter Tiefe mit wenig oder keiner Fahrt lag. Der zweite Squid wurde 11 Minuten nach dem ersten "Squid" gefeuert - Boot in 300 Yard Tiefe. Das Boot lag gestoppt. 8 bzw. 10 Minuten nach dem zweiten Angriff wurden zwei kleine Unterwasserexplosionen gehört.

Die Ultraschallechos wurden langsam schwächer. Das U-Boot sank tief und tiefer. Etwa eine Stunde nach dem ersten Angriff um 23:27 Uhr hörten wir nochmals eine schwache Unterwasserexplosion - ein Squid Angriff wurde vorbereitet, aber nach einer Minute abgebrochen, weil die Echos für einen Angriff zu schwach waren. Eine Suche nach Überlebenden wurde von der HMS VANQUISHER organisiert. Sie fand in einem großen Ölfleck treibend zerrissene Hängematten - Schuhe - Putzwolle - Arbeitshandschuhe - zerrissene Leichenteile in ihrer Bekleidung - Papier usw. aber keine lebenden Besatzungsmitglieder. Das Boot wurde vom Verbandsführer als vernichtet erklärt, die beteiligten Zerstörer und Korvetten in Position um den Geleitzug befohlen. Die HMS TINTAGEL CASTLE erreichte ihre Position am 11.04.1945 um 12:45 Uhr (Greenwich-Zeit).

Anlaß meiner Nachforschungen ist folgender:

Mein Schwager, Bernhard Deharde, geb. 18.08.1915 in Jader Land-str. - Wesermarsch, war als Obersteuermann Besatzungsmitglied auf U 878. Sie fuhren 37 Tage unter Wasser von ihrem Stützpunkt Trondheim in Norwegen nach St. Nazaire in Frankreich, um uns mit Medikamenten zu versorgen.

Ich war durch die Invasion der Alliierten in Frankreich nach St. Nazaire verschlagen worden und lag dort mit in erster Linie. Damals 19 Jahre alt. Ein Anruf, mich sofort im U-Bunker zu melden, führte mich mit meinem Schwager zusammen. Welch ein Gefühl! Nach einer kompletten Restaurierung von Körper und Kleidung (Läuse) wurde ich als 52zigstes Besatzungsmitglied (Gast) an Bord aufgenommen. Das Boot wurde neu ausgerüstet und wo nötig repariert. Es folgten einige Probefahrten in den Atlantik auf denen ich einen ungeheuren Respekt vor diesem "Fisch" bekam. Ich beschloß da niemals mehr einzusteigen. Nasenbluten - Kopfdruck, wenn beim Tauchen der Tiefenmesser ins rote Feld wanderte = 200 Meter. Mein Entschluß rettete mir das Leben. Ein Angebot, mit nach Hause zu fahren und nicht in die Gefangenschaft zu gehen, lehnte ich mit einem glatten NEIN ab. Die entsetzten Augen von meinem Schwager Bernd sehe ich manchmal heute noch.

Die U 878 lief am 05.04.1945 aus dem U-Bunker in St. Nazaire aus, um für immer in 4000 Meter Tiefe nach hartem Kampf im Ozean ein Seemannsgrab zu finden.

Anmerkung:

Die für diesen Bericht erforderlichen Unterlagen wurden mir auf Anfrage von den zuständigen Stellen der britischen Kriegsmarine zu Verfügung gestellt. Einzelheiten erfuhr ich in persönlichen Gesprächen mit Besatzungsmitgliedern der Korvette HMS TINTAGEL CASTLE und dem Zerstörer HMS VANQUISHER einer Einladung nach England folgend im September 1994 in Harlow.

Dieser Bericht stammt von Arnold Timmermann (1926 - 2014) dem Schwager des Obersteuermanns von U 878, Bernhard Deharde. Und ich danke der Person die mir diesen Bericht zur Verfügung gestellt hat.

BEI DER VERSENKUNG DES BOOTES KAMEN UMS LEBEN (51)

Arnhold, Horst Barths, Alex Bartsch, Walter
Becker, Heinrich Berg, Ludwig-Emil Berner, Johannes-Heinrich
Böhm, Gerhard Böhme, Siegfried Bökenkamp, Helmut
Caspari, Gerhard Dechandt, Otto Deharde, Bernhard
Demandt, Bernhard Dietze, Rainer Dömpke, Willi
Eggerichs, Werner Fuchs, Franz Geisler, Heinz
Gonschorek, Willi Görns, Otto Gustedt, Hans-Jochen
Haase, Hans-Wilhelm Herrmann, Willi Höhs, Walter
Holfelder, Georg Hopf, Adolf Kalberlah, Albert
Kauerz, Karl Kierspel, Alfred Klünsch, Karl
Konrad, Helmut Korzonek, Herbert Kowallik, Eddy
Krüger, Heinrich Meinhardt, Heinz Menzel, Kurt
Mischonat, Franz Oberlechner, Franz Pettelkau, Horst
Richter, Heinz Rodig, Johannes Roux, Fritz
Schäpers, Alfred Schmidt, Franz Schmidt, Robert
Scholz, Hermann Soll, Johann Tauchnitz, Herbert
Tittes, Kurt Wettstein, Heinz Wieditz, Erich

ZWISCHEN INDIENSTSTELLUNG UND LETZTEN AUSLAUFEN ZWISCHENZEITLICH AN BORD (3 - unvollständig)

Buggenthiem, Ernst Kunze, Klaus-Heinrich Wiese, Harry

LITERATURVERWEISE

Rainer Busch/Hans J. Röll Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Kommandanten
1996 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813204902 - Seite 194.
Rainer Busch/Hans J. Röll Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - U-Boot-Bau auf deutschen Werften
1997 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813205121 - Seite 150, 211.
Rainer Busch/Hans J. Röll Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Verluste von September 1939 bis Mai 1945
2008 - Mittler Verlag - ISBN-978-3813205145 - Seite 337.
Herbert Ritschel Kurzfassung Kriegstagebücher Deutscher U-Boote 1939 – 1945 - KTB U 850 - U 1100
Eigenverlag ohne ISBN - Seite 46 – 47.

ANMERKUNGEN

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