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U 859

Aus U-Boot-Archiv Wiki

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Datenblatt: Unterseeboot U 859
Typ: IX D2
Bauauftrag: 05.06.1941
Bauwerft: Deschimag AG Weser, Bremen
Baunummer: 1065
Serie: U 859 - U 864
Kiellegung: 15.05.1942
Stapellauf: 02.03.1943
Indienststellung: 08.07.1943
Kommandant: Johann Jebsen
Feldpostnummer: M - 53 706
Kommandanten
08.07.1943 - 23.09.1944 Kapitänleutnant - Johann Jebsen
Flottillen
07.07.1943 - 31.03.1944 Ausbildungsboot - 4. U-Flottille, Stettin
01.04.1944 - 23.09.1944 Frontboot - 12. U-Flottille, Bordeaux
1. Unternehmung
04.04.1944 - 06.04.1944 Ausgelaufen von Kiel - Eingelaufen in Kristiansand
08.04.1944 - 23.09.1944 Ausgelaufen von Kristiansand - Verlust des Bootes
U 859, unter Kapitänleutnant Johann Jebsen, lief am 04.04.1944 von Kiel aus. Nach dem Marsch über die Ostsee, sowie Ergänzungen in Kristiansand, operierte das Boot im Mittelatlantik, im Südatlantik, im Indischen Ozean, dem Golf von Aden und in der Malakka Straße. Außerdem hatte es unter anderen 80 t Quecksilber und 30 Tonnen Blei für Japan, sowie Ortungsgeräte und Werk- und Verbrauchsstoffe für zwei deutsche U-Boote an Bord. Am 05.07.1944 gab es bei einem Fliegerangriff 1 Toten und 5 Verletzte. Nach 172 Tagen wurde U 859 von einem britischen U-Boot versenkt.
U 859 konnte auf dieser Unternehmung 3 Schiffe mit zusammen 20.853 BRT versenken.
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Verlustursache
Datum: 23.09.1944
Letzter Kommandant: Johann Jebsen
Ort: Indischer Ozean
Position: 05° 48,5' Nord - 100° 02,7' Ost
Planquadrat: LF 6423
Verlust durch: Torpedo
Tote: 47
Überlebende: 19
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Verlustursache im Detail
U 859 wurde am 23.09.1944, im Indischen Ozean in der Straße von Malakka, durch einen Torpedo des britischen Unterseebootes HMS Trenchant (P.331) (Lt.Comdr. Arthur-Richard Hezlet) versenkt.
U 859 konnte auf 1 Unternehmung 3 Schiffe mit zusammen 20.853 BRT versenken.
Busch/Röll schreiben dazu:
Zitat: Die letzte Fahrt von U 859 von Oberleutnant (Ing.) Horst Klatt:
U 859 lief am 04.04.44 von Kiel-Wik zu seiner Feindfahrt aus. Zwischen Island und den Färöern geht die Fahrt in den Nordatlantik. Ende April nimmt das Boot südlichen Kurs. Bis dahin gab es keine Erfolge. Aber in diesen Tagen wurde ein 6000-Tonnen-Frachter ausgemacht und mit einem Zweierfächer aus einer Entfernung von nur 400 Metern versenkt. Am 06.06.44 erreichte das Boot ohne nennenswerte Vorkommnisse den Südatlantik. Das Kap der Guten Hoffnung wird Ende Juni umfahren. Es herrschte Seegang 9 bis 10, als der Indische Ozean erreicht wird. Es geht am Kriegshafen Port Elisabeth vorbei. Am 05.07.44 läßt Kommandant Jebsen auftauchen, wird aber bald von einer Consolidated PBY Catalina angegriffen. Bei der Abwehr des Flugbootes fand ein Seemann den Tod, der II. Wachoffizier wurde schwer verwundet. Anfang August operierte U 859 im Raum vor Sansibar, danach im Seegebiet vor Kap Quardafui. Am 06.08. werden zwei Truppentransporter mit starkem Geleitschutz gesichtet. Ein Angriff war nicht möglich. Mitte August entdeckte U 859 einen Tanker, der mit einem Dreierfächer versenkt wird. Am nächsten Tag wird ein Einzelfahrer angegriffen. Schon zwei Tage später folgte ein weiterer Erfolg.
U-Jebsen operierte nun südlich von Ceylon bei den Andamanen und den Chagos-Inseln. Es ist Anfang September, als das Boot einen Kriegsschiffsverband mit einem Flugzeugträger, mehreren Kreuzern und Zerstörern sichtete. Wiederum war ein Angriff nicht möglich. Am 23.09.44 steht U 859 westlich der Nordspitze von Sumatra. Der Kommandant funkt die Einlaufmeldung für Penang. Vor Penang besteht akute U-Boot-Gefahr. U-Jebsen muß ohne Geleitschutz einlaufen. Der Kommandant befiehlt alle Offiziere zur Einlaufbesprechung in die Offiziersmesse. Der III. Wachoffizier übernimmt die Brückenwache. Im Offiziersraum sind versammelt: Kapitänleutnant Jebsen, der Leitende Ingenieur Kapitänleutnant (Ing.) Kiehn, der I. Wachoffizier Oberleutnant z.S. Schnitzler, der II. Wachoffizier Leutnant z.S. Lask, der Bordarzt Dr. von Gehlen und der Wachingenieur Oberleutnant (Ing.) Klatt. Letzterer ging kurz auf das WC.
In diesem Augenblick erdröhnte eine gewaltige Detonation. Das ganze Boot wird angehoben. Schreie gellen durch das Boot, dann sackt es weg, es säuft ab ! U 859 wurde von einem Torpedo des britischen U-Bootes TRECHANT direkt in der Offiziersmesse getroffen. Zwölf Mann retten sich in den Bugraum. Sie verfügen über sieben Tauchretter. Es glückt, ein Luk zu öffnen. Der vordere Tiefenmesser zeigt eine Tiefe von 15 Metern an. Als der Druckausgleich hergestellt ist, beginnt für die Überlebenden der Ausstieg. Insgesamt haben sich 19 Mann retten können. Elf Mann von der Besatzung wurden von dem britischen U-Boot, acht weitere von zwei japanischen Schnellbooten aufgenommen.
Unter den Geretteten befand sich der Wachingenieur Horst Klatt, aus dessen Feder auch dieser nachfolgende Bericht stammt:
Am 21.09.44 kommt U 859 an die Wasseroberfläche, um einen Funkspruch abzusetzen. Das Boot steht etwa 150 Seemeilen westlich der Nordspitze von Sumatra. Die Antwort besagt, am nächsten Tag zur gleichen Zeit weitere Angaben zum Einlaufen einzuholen. U 859 taucht wieder. Doch der Funkspruch verriet das Boot. Nun wird auch das britische U-Boot TRECHANT unter dem Kommando von Cpt.Lt. Hezlet über diesen Funkspruch von U 859 informiert. Sofort bezieht TRECHANT Position etwa 20 Seemeilen vor Penang. Am 22.09.44, Jebsen meldet sich erneut in Penang bei Korvettenkapitän Dommes an. Dieser funkt, daß U 859 in der Dämmerung zwischen den Inseln Lankkavi und Butong auftauchen soll. Zur gleichen Zeit werde dort U 861 unter Kommandant Oesten sein. Gemeinsam würden die Boote dann nach Penang gelotst. Der Treffpunkt könne nicht verfehlt werden, da eine deutsche Arado 196 darüber kreisen werde. Doch sofort war auch Hezlet über alles informiert. Von U 861 ist nichts zu sehen. Ebenso wenig von einem Flugzeug oder von irgendwelchen Geleitschiffen. Seenebel kroch heran, dann von Südwesten her eine düstere Wolkenwand. Monsun-Wetter. Für die Westküste der Malayen-Halbinsel begann die Regenzeit. Die zerplatzenden Regentropfen veranstalteten auf dem Schiffsstahl ein Trommelgerassel. 23.09.44 um 08:00 h morgens. Noch immer nichts. Die Sicht hat sich unter hundert Meter verschlechtert. U 859 läuft mit Zick-Zack-Kurs auf und ab.
Inzwischen wartete Hezlet mit TRECHANT. Es wird 10:00 h. Nichts ! U 859 ist vorschriftsmäßig mit den Erkennungssignalen versehen. Vorn und achtern mit je zwei Meter breiten Streifen und der Hakenkreuzflagge an beiden Seiten des Turmes. Ein Mann steht auf dem Sprung, jeden vertrauenerweckenden Schatten mit der Morselampe zu signalisieren, ein anderer, sofort die Reichskriegsflagge zu hissen. Aber nichts geschieht. 10:30 h. Jebsen entschließt sich, Dommes anzufunken: Stehen an Aufnahmepunkt nach unserer Berechnung. Genaue Peilung wegen schlechter Sicht nicht möglich. Geleitfahrzeuge und Flugzeug nicht gesichtet. Kurz darauf funkte Dommes zurück, daß die Arado wegen des Wetters nicht habe eingesetzt werden könne, daß U 861 sich verspätet, daß japanische Geleitschiffe auf die Schnelle nicht verfügbar wären und daß U-Jebsen am besten selbstständig einlaufen solle. Die Brückenwache soll wegen der akuten U-Boot-Gefahr verstärkt werden.
Hezlet hatte nun lange genug gewartet. Er verlegte die Route die Jebsen nehmen muß. 12:00 h. Die Brückenwache wechselt. Der Obersteuermann übernimmt mit zwölf Mann die Wache. Horst Klatt kommt von der Brücke. In der Zentrale, wohin Klatt hinabsteigt, hört er, daß er zu einer Besprechung im Offiziersraum erwartet werde. Im Offiziersraum sind Jebsen, der Leitende Ingenieur Kiehn, Oberleutnant Schnitzler, der II. Wachoffizier Lask und der Bordarzt Dr. von Gehlen. Klatt bittet Jebsen, ihn noch einen Moment zu entschuldigen. Er muß auf die Toilette. Klatt entscheidet sich für die vordere. Er geht durch den Feldwebelraum, an der Kombüse vorbei und durch den Unteroffizierraum. Kaum ist der Riegel vor, ist außen eine Hand am Drücker. Ich habe sowas gesagt wie: Wenn du bloß pinkeln willst, tu es oben über Bord. Das rettete dem Mann, es war der Funkmaat, das Leben. Während er denselben Weg zurücklegt, den Klatt von oben gekommen ist, eilen von der TRECHANT her drei Torpedos auf U 859 zu. Die Entfernung beträgt 380 Meter. Mit einer Marschgeschwindigkeit von 15 Knoten läuft U 859 in den von Hezlet errechneten Vorhaltewinkel hinein. Es dauert noch eine Minute und 28 Sekunden. Genau solange braucht der Funkmaat für die 31 Meter in den Turm. Klatt hört ein metallisches Klicken wie von einem Hammerschlag. Sekundenbruchteile später bricht die Hölle los Ein furchtbarer Knall. Dann Bersten, Klirren, Brechen, Knistern, Prasseln. Und Finsternis. Ein entsetzliches Schreien. Hezlet berichtet, daß es U 859 mehrere Meter hoch aus dem Wasser gehoben habe und daß es im Niederfallen schon in zwei Hälften auseinander gebrochen sei. Einer der Torpedos hatte mittschiffs getroffen, unterhalb der Brücke, zwischen Maschinenraum und Zentrale.
Horst Klatt hat instinktiv die Hände über den Kopf gerissen. Trotzdem drückte ihm der Aufprall an der Decke das Schädelbein ein. Oben schießt der Funkmaat kerzengerade in die Höhe und so hoch, daß er wieder aufs Wasser aufschlägt, als das Boot verschwunden und selbst sein Sog nicht mehr gefährlich ist. Um Klatt herum steht das Wasser rasch bis zur Türrosette. Die Tür will nicht aufgehen. Aber es liegt nicht an der Verriegelung, es liegt an Klatts Händen. Beide Gelenke sind verstaucht. Mit einem Vierkantschlüssel gelingt es Klatt, den Riegel zurückzuschlagen. Ahnungslos, wo der Treffer erfolgt ist, wendet er sich in Richtung Zentrale. In der Kombüse mühen sich zwei Männer vergebens, das Luk zu öffnen. Küchendampf hat es festrosten lassen. Dahinter ist alles voller verbogenem, verworfenem Stahl. Kein Durchkommen. Und auch kein Leben. Nur öliges, stinkendes, ständig steigendes Wasser. Klatt muß kehrtmachen. Er kann noch schwimmen. In den Bugraum hat sich ein Dutzend Männer retten können. Auch das Luk, durch das die Torpedos für die vorderen Rohre aufgenommen werden, ist eingerostet. Während sich zwei Maate darum bemühten, sagt Klatt den Leuten, sie sollten sich Tauchretter besorgen. Plötzlich gibt es einen Knall. Gelbgrüne Schwaden machen die Atemluft stickig.
Chlorgas ! Im Maschinenraum müssen die Batterien explodiert sein. Chlorgas reizt die Lungen. Einer der Maate hat die Nerven, zurück in den Unteroffiziersraum zu tauchen und einen Schraubenzieher zu holen. In einer 30 Zentimeter dicken Luftblase, an Leitungsrohre und Ventile an der Decke geklammert, bearbeiten die Männer das klemmende Luk. Der Druck steigt auch sechs Atü, genug, um einen Preßlufthammer zu betreiben. Nach 17 Minuten springt der Stahldeckel auf, schlägt hin und her, rastet ein. Kreisrund steht das Wasser darin, verheißungsvoll vom Tageslicht durchdrungen. Klatt steigt als letzter aus. Zurück im Boot bleiben die toten Kameraden. Auch aus dem Heck haben sich sechs Mann retten können. Alles im allem sind es 19 Mann, die überleben. Elf werden von Hezlets TRENCHANT aufgenommen, unter ihnen Horst Klatt. Die anderen zum Teil erst nach 24 Stunden in winzigen Schlauchbooten in der Haifisch verseuchten See, von den Japanern. Siebenundvierzig deutsche Seeleute, darunter der Kommandant Johann Jebsen, bleiben auf dem Grund des Meeres. Zitat Ende.
Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 292, 293, 294, 295.
Clay Blair schreibt dazu:
Zitat: U 859 vom Typ IXD2 unter dem Kommando des 27jährigen Johann Jebsen war mit einem Schnorchel ausgerüstet und lief am 4. April in Kiel mit Kurs auf Penang aus. Bei der Passage durch den Nordatlantik, stieß Jebsen am 26. April auf mehrere Nachzügler des SC 157 und versenkte den 6655 BRT großen panamaischen Frachter Colin. Er meldete die Versenkung der U-Boot-Führung und entkam einer Entdeckung durch die alliierten ASW-Einheiten, von denen die Region nur so wimmelte.
Jebsen umrundete das Kap der Guten Hoffnung und lief Ende Juni in den Indischen Ozean ein. Anfang Juli griff eine unbekannte Catalina U 859 südöstlich von Durban mit Maschinengewehrfeuer und Wasserbomben an und fügte dem Boot schwere Schäden zu. Ein Seemann wurde getötet, drei Mann wurden verwundet, der Zweite Wachoffizier schwer. Die Explosionen verursachten ein Loch in einem Treibstofftank, zertrümmerten den Mechanismus für das Ausfahren des Schnorchels und rissen zwei Dieselmotoren aus der Verankerung. Jebsen entkam den nun beginnenden ASW-Aktionen, führte Reparaturen durch und setzte die Fahrt nach Norden fort. Er erreichte die Zufahrt zum Golf von Aden, wo er Ende August zwei Frachter versenkte: das Liberty-Schiff John Berry mit 7.200 BRT und den Briten Troilus mit 7.400 BRT.
Daraufhin ging Jebsen auf Kurs nach Penang, wo er am 23. September vor dem Hafen eintraf, dem 173. Tag der Feindfahrt. Das britische U-Boot Trenchant unter dem Kommando von Arthur R. Hezlet fing die Deutschen ab, als sie mit einem japanischen Geleitschiff in den Hafen einfahren wollte (Anm. das stimmt so nicht). Hezlet schoß drei Hecktorpedos auf U 859. Einer traf das U-Boot mittschiffs und versenkte es. Die Trenchant rettete den 22jährigen Maschinisten Horst Klatt ( der bereits die Versenkung des VII-Bootes U 612 in der Ostsee überlebt hatte) und zehn Matrosen. Die japanischen Geleitschiffe retteten weitere acht Seeleute. Zitat Ende.
Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 632, 633.
Literaturverweise
Clay Blair "Der U-Boot-Krieg - Die Gejagten 1942 - 1945" - Heyne Verlag - 1999 - S. 632, 633. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag - 1996 - S. 113. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag - 1997 - S. 118, 211. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag - 2008 - S. 292 295. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Erfolge" - Mittler Verlag - 2008 - S. 302. → Amazon
Axel Niestlé "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. 129, 272. → Amazon
Herbert Ritschel "Kurzfassung Kriegstagebücher Deutscher U-Boote 1939 - 1945 - KTB U 850 - U 1100" - Eigenverlag - S. 17 - 18. → Amazon
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