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U 1059

Aus U-Boot-Archiv Wiki

Version vom 9. Oktober 2024, 14:50 Uhr von Andreas (Diskussion | Beiträge)
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Datenblatt: Unterseeboot U 1059
Typ: VII F
Bauauftrag: 25.08.1941
Bauwerft: Krupp Germaniawerft, Kiel
Baunummer: 693
Serie: U 1059 - U 1062
Kiellegung: 04.06.1942
Stapellauf: 12.03.1943
Indienststellung: 01.05.1943
Kommandant: Herbert Brüninghaus
Feldpostnummer: M - 43 973
Kommandanten
01.05.1943 - 30.09.1943 Kapitänleutnant - Herbert Brüninghaus
01.10.1943 - 19.03.1944 Oberleutnant zur See - Günther Leupold
Flottillen
01.05.1943 - 31.12.1943 Ausbildungsboot - 5. U-Flottille, Kiel
01.01.1944 - 19.03.1944 Frontboot - 12. U-Flottille, Bordeaux
1. Unternehmung
04.02.1944 - 06.02.1944 Ausgelaufen von Kiel - Eingelaufen in Kristiansand
09.02.1944 - 10.02.1944 Ausgelaufen von Kristiansand - Eingelaufen in Bergen
12.02.1944 - 19.03.1944 Ausgelaufen von Bergen - Verlust des Bootes
U 1059, unter Oberleutnant zur See Günther Leupold, lief am 04.02.1944 von Kiel aus. Nach dem Marsch über die Ostsee, dem Einlaufen wegen Schlechtwetter in Kristiansand, sowie Ergänzungen in Bergen, operierte das Boot im Mittelatlantik und südwestlich der Kapverdischen Inseln. Schiffe konnten nicht versenkt oder beschädigt werden. 1 Flugzeug, die Grumman TBF Avenger der Squadron VC-6, wurde abgeschossen. Nach 43 Tagen wurde U 1059 selbst, von amerikanischen Trägerflugzeugen versenkt.
U 1059 konnte auf dieser Unternehmung keine Schiffe versenken oder beschädigen.
Klick hier → Original KTB für die 1. Unternehmung (B.d.U.Op.)
Verlustursache
Datum: 19.03.1944
Letzter Kommandant: Günther Leupold
Ort: Mittelatlantik
Position: 13° 10' Nord - 33° 44' West
Planquadrat: EH 7323
Verlust durch: Wasserbomben
Tote: 46
Überlebende: 8
Klick hier → Besatzungsliste U 1059
Verlustursache im Detail
U 1059 wurde am 19.03.1944, im Mittelatlantik südwestlich der Kanarischen Inseln, durch Wasserbomben und Bordwaffenbeschuß einer Grumman TBF Avenger T-3 (Norman-Taylor Dowty) und einer Grumman F4F Wildcat (William-H. Cole) der Squadron VC-6 des US-Geleitflugzeugträgers USS Block Island (CVE-21) (Capt. Francis-Massie Hughes) versenkt.
Busch/Röll schreiben dazu:
Zitat: Am 19.03.44 im Mittelatlantik 750 Seemeilen südwestlich der Kapverden durch eine Avenger und eine Wildcat-Maschine des US-Geleitträgers BLOCK ISLAND (Squadron VC-6) versenkt. Dem nach Ostasien marschierenden Torpedotransporter gelang es, ein Flugzeug abzuschießen.
Bericht des Kommandanten
Am 19.03.44 morgens gegen 08:00 h tauchte U 1059 auf. Nach etwa einer Stunde an der Oberfläche sah ich gegen 09:00 h plötzlich am wolkenlosen Himmel dicht über der Kimm - aber noch einige tausend Meter entfernt - ein Flugzeug und befahl Fliegeralarm. Für ein Tauchmanöver war es aber schon zu spät. Also blieben wir oben. Ich ließ die Diesel für eine bessere Manövrierfähigkeit auf Höchstumdrehungen gehen und die Flakwaffen besetzen. Mittlerweile waren aus allen Richtungen Flugzeuge in Sicht gekommen, die uns schließlich zu fünft im Abstand von etwa 1000 Metern umkreisten. Als sie dann auf uns zudrehten und aus allen Rohren schossen, konnten wir mit unseren drei Fla-Waffen nur jeweils drei Flugzeuge bekämpfen. Zudem war für die starkkalibrigen Bordkanonen der Flugzeuge unser großes Boot und die Brücke mit den vielen Männern darauf ein weitaus besseres Ziel als für uns die relativ kleinen Maschinen, die uns wie Hornissen umschwärmten.
Die Flugzeuge zogen sich nach dem ersten Angriff wieder zurück, um sich fast gleichzeitig erneut auf uns zu stürzen. Obwohl meine Männer mit dem Mut der Verzweiflung schossen, was die Rohre hergaben, hielt der Tod unter uns reiche Ernte. Ich befahl durch Ruderkommandos zahlreiche Abwehrbewegungen und versuchte, das Feuer auf die jeweils nächsten Flugzeuge zu lenken, aber die Übermacht der Maschinen und ihre Feuerkraft war zu groß. Die U-Boot-Brücke war ein Schlachtfeld geworden. Dem Matrosenobergefreiten der 3,7-cm-Kanone wurde durch ein Geschoß der Kopf vom Rumpf getrennt. Verwundete Soldaten lagen zahlreiche über das Deck verstreut. Blutende Männer schossen aus ihren Fla-Waffen immer noch auf die Flugzeuge.
Eine der amerikanischen Maschinen gelangte in diesem Chaos verhältnismäßig ungestört zum Zielanflug und klinkte zwei Bomben aus, die unser Boot hinter der Brücke trafen. In dem Augenblick, als die Bomben auf uns zu fielen, schossen die Männer an den Fla-Waffen das Flugzeug ab, und es stürzte einige hundert Meter weiter ins Meer. Doch den Absturz konnten wir kaum noch wahrnehmen. Eine Explosion - ein Feuerblitz - dann wurde ich mit der gesamten Brücke durch die Luft geschleudert. Ich muß einige Sekunden bewußtlos im Wasser gelegen haben, denn einer meiner Männer, ein Funker, rief mir etwa zu, und riß mich dadurch aus der Betäubung heraus. U 1059 war inzwischen von der Wasseroberfläche verschwunden. Doch kurz darauf erfolgte eine heftige Explosion mit einer starken Druckwelle. Wahrscheinlich hatte sich das eindringende Seewasser mit der Säure der Batterien vermischt und die Explosion ausgelöst.
Von den 55 Mann der Besatzung waren nur neun übrig geblieben, doch einer von ihnen, der Maschinenmaat Herbert Krietzsch, trieb äußerlich völlig unverletzt im Wasser. Vermutlich waren ihm durch den Druck der Explosion die Lungen gerissen (er wurde später auf dem US-Zerstörer mit militärischen Ehren beigesetzt). Wir alle schwammen in einer dicken Schicht von auslaufendem grünlich schimmerndem Dieselöl, das Augen, Mund und Nase verklebte. Von den restlichen Überlebenden war ich am schwersten verwundet. Ein überlebender Funker sagte plötzlich: Herr Oberleutnant, Ihr ganzer Kopf ist hinten voller Blut. Ich faßte hin und schob mir dabei von hinten die Fetzen der Kopfhaut bis über die Stirn. Auf einmal kam mir zu Bewußtsein, daß ich Schmerzen hatte. Nicht nur am Kopf, sondern auch am rechten Bein. Ich legte mich auf den Rücken und hob das rechte Knie über die Ölschicht. Das Knie war eine einzige Wunde mit spitzigen Knochentrümmern, die linke Ferse war aufgerissen. Am Unterbach fühlte ich eine Wunde. Um mich herum schwammen sieben Mann im Öl. Die Flugzeuge waren nach der Versenkung des Bootes noch einmal wiedergekommen, hatten Farbbeutel zur Markierung unserer Position sowie Beutel mit Trinkwasser und Verbandszeug abgeworfen. Dann waren sie zu ihrem Flugzeugträger BLOCK ISLAND zurückgekehrt. Von der abgeschossenen Maschine war der Pilot am Leben und trieb unverletzt mit zwei Schlauchbooten etwa 500 Meter von uns entfernt.
Mit zweien meiner Leute schwamm ich langsam mit zunehmenden Schmerzen zu den Schlauchbooten hin. Der amerikanische Pilot half mir in eines der Boote und wickelte einen Verband um den stark blutenden Kopf und das inzwischen steif gewordene höllisch, schmerzende Knie. Wir drei bekamen Wasser zu trinken. Inzwischen waren die restlichen fünf Mann meiner Besatzung herangeschwommen und hielten sich an den Schlauchbooten fest. Dann fiel ich wieder in Bewußtlosigkeit. Nach ungefähr drei Stunden in glühender Äquatorsonne und stinkendem Dieselöl wurden wir von dem amerikanischen Zerstörer USS CORRY (DD-463) aufgenommen. Ich lag im Schlauchboot und konnte mich auf Grund des Blutverlustes und der Schmerzen nicht mehr bewegen. Da kletterte ein amerikanischer Matrose zu mir hinunter, bis er selbst bis zur Brust im Wasser war. Er schnürte mich kurzerhand mit dem Schlauchboot zusammen zu einem Bündel, das daraufhin an Bord gehievt wurde. Die anderen Überlebenden meines Bootes waren noch fähig, selbst an den über die Bordwand gehängten Netzen auf den Zerstörer zu klettern. Wir waren gerettet. Zitat Ende.
Aus Busch/Röll - Die deutschen U-Bootverluste - S. 208, 209, 210.
Clay Blair schreibt dazu:
Zitat: Am 19. März sichtete ein Team aus Wildcats und Avengers von der Block Island Leupolds aufgetauchten Torpedo-Versorger U 1059. Wie auf U 801 war man auf diesem Boot nachlässig. Die Piloten William H. Cole und Norman T. Dowty bemerkten, daß sich ungefähr 18 Besatzungsmitglieder im Wasser befunden hätten, um eine Runde zu schwimmen. Für die Amerikaner war dies die perfekte Situation. Coles Wildcat belegte das Boot mit Beschuß. Dowty warf mit der Avenger zwei präzise gezielte Wasserbomben, die U 1059 in wenigen Sekunden vernichteten. Etwa zur gleichen Zeit mußte Dowty wegen Flak-Treffern notwassern. Er und sein Funker kamen ums Leben, doch sein Heckschütze, der Ensing Mark E. Fitzgerald, schaffte es, aus dem Flugzeug herauszukommen. Acht Deutsche überlebten die Versenkung von U 1059. Drei von ihnen, einschließlich Kommandant Leupold, schlossen sich Fitzgerald in seinem Rettungsfloß und einem weiteren Floß an. Etwa zwei Stunden später rettete der Zerstörer Corry von der Block-Island-Group Fitzgerald, Leupold und die restlichen sieben Deutschen, die alle verwundet waren. Zitat Ende.
Aus Clay Blair - Band 2 - Die Gejagten - S. 629.
Literaturverweise
Clay Blair "Der U-Boot-Krieg - Die Gejagten 1942 - 1945" - Heyne Verlag - 1999 - S. 629. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Kommandanten" - Mittler Verlag - 1996 - S. 39, 144. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - U-Boot-Bau auf deutschen Werften" - Mittler Verlag - 1997 - S. 111, 194. → Amazon
Rainer Busch/Hans-Joachim Röll "Der U-Boot-Krieg 1939 - 1945 - Die deutschen U-Boot-Verluste" - Mittler Verlag - 2008 - S. 208, 209, 210. → Amazon
Axel Niestlé "German U-Boot Losses During World War II" - Verlag Frontline Books 2022 - S. .113, 268, 269, 272 → Amazon
Herbert Ritschel "Kurzfassung Kriegstagebücher Deutscher U-Boote 1939 - 1945 - KTB U 850 - U 1100" - S. 310. → Amazon
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